Unter den Begriffen mit denen man versuchen kann, die Welt zu beschreiben, rangiert der Begriff der Natur nicht nur bedeutend heraus, sondern immer auch mehrdeutig und unangenehm, da er sich in einer seltsamen Stellung befindet, zugleich das Freie und das Unfreie zu bezeichnen, und damit eine Betrachtung, die sich selbst als solche der Natur bezeichnet, selbst in die ungünstige Stellung bringt, sich darauf zu beziehen, ob Natur selbst, als Natur der Sache und auch unserer Selbst, das ihr angemessene und richtige, oder doch, als bloße Natur, erst das ist, woraus sich das Richtige erst zu entwickeln habe. Über diese begriffliche Unklarheit hinaus hat das aber selbst einen sachlichen Grund, nämlich den der verschiedenen Richtungen, vom subjektiven zum objektiven Element des Denkens überzugehen und es zu betrachten, und das sowohl der Motivation als auch der verwandten Methode wegen darin, wie es beides zu denken sei. Da eine Theorie subjektiver Systeme, ob affirmativ oder kritisch, des Naturbegriffs nicht entraten kann, ist es doch zumindest in dem Maße, wie ich ihn, wenn auch nur als Kontrollbegriff, verwende, eine Verpflichtung, eben diese Doppeldeutigkeit darzustellen, und zu erklären, welche Stellung der Freiheitsbegriff, als Freiheit zur und von der Natur, in ihrer Betrachtung würde haben können, wenn er denn je so nur richtig verstanden wäre, und ja doch nicht etwas an sich hat, was sich solcher thematischen Betrachtung des Subjekts als Gegenstand untersuchender Anstrengung entzieht, gerade während sie umso eindringlicher betrachtet wird, und man denken könnte, man hätte es damit verstanden. Aber solch eine Annahme muss ich ja dann doch machen; denn über dies Thema zu schreiben verpflichtet ja eben deswegen, weil es an sich selbst die Unklarheit ist, die in dem Schreiben darin deutlich wird - als tief-drängende Frage, warum ich dies je selbst tue und ob ich mich wirklich dafür entschieden hatte, oder welch Geist sonst mich dazu drängt.
Wenn ich also das subjektive System versuche mir vorstellen, dann habe ich das widersprüchliche darin, dass einerseits es selbst eben als objektiv vorhanden erscheint, andrerseits aber es selbst sich denkt und auch gedacht wird als Gegenpol zur ganzen objektiven Welt und ihrem Wirklichkeitszwang. In welcher Weise verhält sich also, wenn man es derart schroff ausdrücken dürfte, die Stimmung des innern Willens und Traums zu der doch schlichten Realisierung ihrer als subjektiv gegebenes?
Bevor wir den Realitätsgehalt dieser Gegenüberstellung betrachten können, müssen wir zunächst auf den Begriff des Subjektiven eingehen, der ja doch selbst ein verdoppelter ist, und über den Objektbegriff, der eben auch etwas künstliches hat gerade gegen die allgemeinern Begriffe von Gegenstand oder Sein schlechthin und von Natur. Sein ist hier der allgemeinste, aber eben darum auch leerste Begriff, der in gewisser Weise dem Ich entspricht, aber so, dass das Seiende gerade außer ihm liegt, aber diese seine Seiendheit an ihm hat als etwas, was mit dem Ich nicht identisch ist. Wenn ich sage: Ich bin das Sein; so heißt das gerade nicht, dass ein jedes, was ist, das Ich ist, oder selbst sich darauf bezieht, sondern dass das Ich sich auf das Seiende bezieht um sich, als Bewußtsein dessen, zu konstitutieren, und dagegen die Seienden Dinge dann seiend sind nicht im Bezug zum Ich, sondern zu dem Sein, welches das Ich unter anderem ist. Objekt aber ist das seiende gerade durch den unmittelbaren Bezug auf's Subjekt, nicht es zu sein sondern das durch es seiende. Man könnte sagen, dass es gerade die spezifische Art des für-es-seins ausdrückt, aber eben auf es wiederum konkret bezogen, und nicht nur auf irgendein Sein, wonach es ist. Natur als Sein ist also selbst am Ich gespiegelte Mannigfaltigkeit; es ist eine Möglichkeit im Ich, naturbildend zu sein, und ebenso darum als Vermögen des ganzen Subjekts, als Mannigfaltigkeit aller seiner Ich und Selbstbilder (die ja alle nur Formen eines Was-ich-bin für mich sind, als Teil dieses ganzen Was-ich-bin, was ja zusammen mit dem Wer und dem Wie und allem derartigen die ganze Person ausmacht, die als eine sich so denkende Person mitkonstituierende für das gesamte subjektive System ist).
Natur aber als äußeres hat eine andere Bedeutung, und geht über die Formalität einer abstrakten Natur hinaus; sie ist substantiell Geschichte, Werden. Schon dem Namen nach gehört sie mit der Geburt zusammen, aber in der Zukunftsform; mit dem, was gebären wird (naturum). Auch wenn diese sehr wörtliche Auslegung der natura kein geroßes sprachhistorisches Relevanz beanspruchen kann, hat sie in der Sache doch den bedeutenden Hinweis, auf das wirklich historische im Naturbegriff zu achten, was auf den Zukunfsbegriff hindeutet, und seine Vermischung von Vorhersage und Hoffnung, die gerade den vielfachen Bezug von Subjekt zu Objekt ermöglicht: als das Objekt, dass das Subjekt zwingt, oder was von ihm gezwungen wird; als das, was vom Subjekt frei gesetzt und zur Freiheit ermöglicht wird, oder sogar umgekehrt als das das Subjekt befreiende Objekt, das Äußre als Bedingung innerer Offenheit. Diese verschiedenen Möglichkeiten müssten also weiter auseinandergesetzt werden, auch darin, was sie für das Zeitbild des Seienden, als einer Sache für das Subjekt, die aber als werdende vorgestellt wird, bedeutet. Auch wenn ich alle Folgerungen daraus hier nicht darstellen kann, so kann ich doch zumindest zwei ganz gegensätzliche Sichtweisen auf diese ganze Problematik in einigen solchen Gegenüberstellungen versuchen anzudeuten, die von Projektion und Telos (auch wenn sie nicht alle der vier Optionen ausschöpfen und nicht einmal die, die sie benutzen, so kann man gerade darin, was in diesem Gegensatzpaar nicht benutzt wird, einigen Hinweis sehen).
Projektion ist eine Betrachtung der Natur als äußerer Gegenständlichkeit, als Objekt unter Naturgesetzen. Nach dieser Sicht ist die Zukunft der Natur ganz wesentlich die Entwicklung des jetzt angelegten, aber in dem Sinne, dass die Gegenwart die Zukunft zwingt, zu sein was sie sein wird. Sie ermöglicht dem Subjekt auch, sich in gewisser Weise aktiv zu verhalten: wenn ich jetzt dieses oder jenes tue, wird anderes geschehen, und daher hat mein gegenwärtiges Verhalten Einfluss auf alle Zukünfte. Zugleich zwingt diese Regularität aber auch die Gegenwart unter die Vergangenheit; es ist letztlich darin nur Platz für einen einzigen Punkt von Freiheit, am Anbeginn oder Ursprung der Zeit. Von diesem aus allein geschieht alles, und alles andere ist geworden nur im Sinne der Entfaltung dieser Anlage, da zwar die Gegenwart, nach dieser Sicht, aus mehrerem geworden sein könnte, aber aus ihr je nur eines hervorgeht und daher eben auch nur sie aus diesem einen Ursprung hervorgegangen sein kann. Ihr erster Ursprung ist daher ebenso unbestimmt wie unser Wissen davon; davor liegt keine Realität, sondern nur verschiedene Möglichkeiten, diese Gegenwarten als notwendig aus etwas entstandenes zu denken.
Telos ist gewissermaßen die gegenläufige Betrachtung der Natur als Geschichte. Hier wird nicht ein Anfang, sondern ein Ende als gegeben angenommen, und davon ausgehend das entstehende als notwendig gesehen. Dies kann sogar ganz gewöhnlich genommen werden: so wie etwa das Gebäude, wenn es gebaut werden soll, den Architekten notwendig macht, aber nicht dieser das bestimmte Bauwerk, und also daher nur vom Zweck die Handlung gedacht und bestimmt werden kann. In dieser Sicht besteht die Gegenwart auch aus Anlagen und Vermögen, aber eben solche für die Zukunft, die daher bestimmt werden, dass etwas geschehen soll. Das bedeutet auch nicht, dass es keine Gesetze gibt, aber es bedeutet dass diese zumindest _auch_ rückwärts determinierend gelesen werden können; Reversibilität ist in gewisser Weise ein Medium des Telos, weswegen gerade im großen die Thermodynamik, und in geringerm Maße auch das Quanten-Messproblem, nicht die Newton'sche oder Einstein'sche Physik, ihr eigentliches Hemmnis zur Annahme ist. Zufall, nicht Determination, verhindert die Teleologie, weil es nur auf einer Seite die Determination notwendig macht. Zugleich stellt dies aber auch in Frage, in welcher Weise der Begriff von Telos oder Projektion verwendet werden sollte, ob er nicht daher faktisch begrenzt ist durch verschiedene Arten der Transformationen im Phasenraum, Informationserhaltung etc., ob nicht dies wirklich wesentlich ist für die Zeitlichkeit der Natur. Ist dann der Naturbegriff, wenn er dies beides zusammendenken will, eine Forderung nach Reversibilität? Oder nach einer beschränkten Reversiblität, analog der beschränkten Projektion im real rein zufälligen, aber in seinen möglichen Ergebnissen beschränkten Ereignis?
Es ist hier entscheidend zu sehen dass diese Differenz auch im Subjekt vorhanden ist. Das Objekt, wenn man Natur so versteht, mag in verschiedenen Richtungen, durch Vergangenheit oder Zukunft bestimmt sein, aber ebenso das Subjekt; das klingt zunächst auch sehr einleuchtend, sagt aber etwas ganz anderes, als was meist darunter verstanden wird, denn "Subjekt" hat hier eine doppelte Bedeutung: zum einen ist es das Subjekt als dem Objekt entgegensetehendes Bewußtsein: es ist ein Ich in einer Person, das bewußt sagen kann, dass und was es denkt; zum andern aber ist es das subjektive System als ganzes, was ebensosehr objektive Struktur ist, d.h. dem Subjekt im ersten Sinne, d.h. einem Ich darin, zugängliches. Dies ist sehr wohl zu unterscheiden: dass nämlich die Weise, in welcher das System des Subjekts als ganzen unter naturgesetzlichen Kategorien steht, wohl unterschieden ist von der Weise, von der es das Ich darin tut, das selbst zwar zum ganzen des Subjekts gehört, aber eben als darin gehörende Form eines Gedankens, oder als ein gewisser, sich wiedererkennender und reproduzierender Denkstil, aber nicht als substantielles Element. Das Subjekt im Sinne des Ichs ist daher nicht Substanz, sondern Werden; nicht Wesen, sondern Sein. Dagegen ist das Subjekt im Sinne des subjektiven Systems gerade nichts anders als etwas substantielles, aber eben selbst diese Form der Substanz, die Interaktion ist, oder die Form dieser Interaktionen, die im Vollzug als Akt sich als Ich bewußt werden können. Das Subjekt qua System hat daher an allen Fragen, wie Telos und Projektion, und allen andern Fragen nach Naturprinzipien wie alle andern Objekte teil, eben weil diese dem Subjekt qua Ich, dem das Objekt gegenübersteht, entgegengesetzt worden ist, nicht dem Subjekt qua System. Genauer: das subjektive System ist natürlich, aber die Natur nicht notwendig objektiv, sondern das Objekt ist dem Ich gegenüber, und das subjektive System zu dem Teil, wie es dem Ich bewußt wird, auch objektiv, wie auch andere Teile der Natur, die uns gerade bewußt werden. Dagegen ist das Objekt gerade nur Korrelat des Subjekts, und mit dem natürlichen keineswegs identisch. Die Begriffe von Sein als Werden oder Wesen sind noch allgemeiner, und bezeichnen schlicht etwas, was ist, was es ist und wie es wird, was alles durch diese Unterschiede vom Objektiven und Subjektiven nur exemplifiziert, und keineswegs ausgeschöpft ist.
Wenn man diese Unterscheidungen hier für reine Wortspiele ansehen mag, so ist das zum Teil richtig, aber eben auch nicht ganz. Den Unterschied von Ich und subjektives System, sowie von Natur und Objektivität scheint mir entscheidend, wenn aus irgendeiner dieser Fragen etwas gewonnen werden soll. Es ist entscheidend, dass z.B. die Argumente zur Nicht-Objektivität des Mathematischen, wie sie so oft geführt werden, irre gehen, wenn sie behaupten, es reiche zu zeigen, dass mathematische Objekte nicht natürlich sind oder vom Subjekt geschaffen, wenn ja Objekt gerade das ist, was das Subjekt von sich unterscheidet (und in diesem Sinne hatte Reinhold sicher recht mit seinem Satz, auch wenn bestimmt nicht alles Wissen geradewegs daraus her abzuleiten ist, und er ja auch nicht immer statthat), nicht nur das, was es als gegeben oder natürlich vorfindet. Ebenso bedeutet es, dass es ein Ich jenseits des Subjekts, und ein Subjekt jenseits des Ichs gibt; d.h. Elemente der subjektiven Systeme, die nicht Selbstbewußtsein sind, und Eigenschaften von Selbstbewußtseinen, die nur mittelbar solche des Systems sind (z.B. Eigenschaften von Altern die keine des Gesamtsystems sind, wie Alter, Geschlecht etc.). Wir sehen damit also eine Art Quadrupel von Begriffen - Subjekt, Ich, Objekt, Natur - vor uns, und können jetzt doch noch einmal fragen, was jeder dieser Begriffe für die Frage der Freiheit einer Entscheidung bedeutet, und wie er auch (wie es ja die Frage nach dem freien Willen nahelegt) eine Verbindung zum allgemeinern Begriffs des Willens oder des Verlangens hat, ob der Willensbegriff in dieser Verbindung eine interne Referenz bedeute oder eine externe, nach unten auf Elemente oder nach oben auf die außen konstituierte größere Komplexität eines über hinausgehenden, was es schon als Begriff erfasst hat.
Das Objekt als Korrelat des Subjekts hat als Objekt überhaupt keine Freiheit in sich, sondern wird von außen her, eben als Objekt eines Ichs, unterschieden und erzeugt, eben woraus auch sein spezifisches Moment der Wahrheit herrührt. Das heißt aber nicht daß das, was als Objekt gedacht wird, selbst ohne Freiheit wäre; sondern nur als Objekt hat es diese nicht, oder kann ihm nicht qua Objekt-Sein zukommen. Objektivität ist damit eine gewisse Unfreiheit, nicht in der Sache selbst, sondern in der Entscheidung eines Ichs; und damit fällt dies Objekt eben in den Umkreis seines Willens der Unterscheidung. Dieser Wille ist damit im Objekt enthalten, aber nur begrifflich, da überhaupt das Objekt nur begrifflich konstituierter Gegenstand ist (nichts ist als solches Objekt, sondern Objekt ist es nur in der Betrachtung als Objekt). Man muss hier allerdings noch folgendes unterscheiden: dass nämlich die Korrelation von Objekt und Ich eine reale ist, d.h. dass z.B. der visuelle Gegenstand als visueller Gegenstand Objekt ist, und zwar nach der realen Abhängigkeit vom Ich, das es sieht; dagegen der Begriff "Objekt" als Abstraktion etwas ist, was nicht allein in seiner Anwendung von diesem Ich abhängt, sondern auch von diesem Begriff selbst. D.h, dass diese Sache hier mir Objekt ist, weil ich sie sehe, aber sie als Objekt gedacht wird, weil ich sowohl die Sache denke als auch mein Sehen als eine Objektbetrachtung reflektieren kann, und daher den Objektbegriff der Sache zuschreiben kann, was von der Sache und ihrer Objekthaftigkeit, aber auch von meinem Begriff der Objektivität abhängt. Wenn ich also sage, dass ein Objekt als solches keine Freiheit hat, sage ich damit nicht, dass das, was ich begrifflich _in der Reflektion_ erfassen könnte, keine Freiheit hätte, sondern ich sage, dass das von der Sache, was _real_ Objekt ist, d.h. z.B. der Teil der Sache, den ich sehen kann, _real begrifflich_ ist, da er sich eben durch mein Begreifen, d.h. in dem Fall durch mein sehen konstituiert, und dass dieses eben, da es von der Sache durch mich ausgewähltes ist, keine inhärente Freiheit haben kann, sondern seine Freiheit eben immer entweder von mir oder von der Sache haben müsste; dass aber dadurch eben der Wille begrifflich vorhanden ist, dass ja mein Begreifen ein willentliches war, gerade diese Sache auszuwählen oder zu erfassen. Ich kann diesen begrifflich vorhandenen Willen wiederum reflektieren und erneut begreifen; aber das ändert nichts daran, dass das Objekt auch ohne solche Reflektion begrifflich ist, da es als Korrelat subjektiver Denkakte notwendig abstrakt bleibt.
Anders sieht es dagegen bei der Natur aus, der Sache, die nicht nach Kategorien des Denkens gedacht wird. Ihr kann eine andere Art Freiheit eignen, die wiederum in Verbindung steht zur Subjektivität, aber gerade in der Form, wo sie sich nicht mit dem Ich deckt. Das äußere gewordene Ding hat seine Freiheit gerade in diesem Werden, oder in einer Notwendigkeit, die aber nicht in seiner subjektiven Erfasstheit sich vollständig erstreckt. Mit andern Worten: auch die Kategorisierungen von Projektion, Telos etc., sind noch Gegenüberstellungen gegen ein Ich, gegen eine gewisse Art des subjektiven Erfassens, dagegen die Freiheit gerade dort auch ist, wo es nicht zu greifen ist. Das ist besonders der Fall bei dem unerfassten im subjektiven System, in unbewußten Implusen und Mechanismen von Erfahrung und Wahrnehmung, und vor allem im Wollen. Die Freiheit der Natur dazu ist aber vor allem die Freiheit von vollständiger Erfasstheit, die Freiheit eines wirklich andern Dings an sich. Diese Art Freiheit wird denn auch nicht durch den Versuch der Objektivierung oder des Willens danach gestört, weil sie alles Wissen von und Streben nach sich als verschieden, und es überhaupt nicht berührend abweisen kann.
Die Freiheit des Subjekts kann analog erfasst werden als die Eigendynamik der nicht intentionalen Subjektivität, oder des Elements des subjektiven Lebens, das sich nicht mit Erleben deckt. Allerdings ist hier die Freiheit eine andere als bei der Natur. Bei der Natur war es gerade die Unerfasstheit des andern, die ja auch in ganz toten und andern lebendigen Dingen ist, wie etwa das Fremdpsychische, dagegen das besondere des subjektiven Systems ja gerade seine Hervorbringung seiner spezifischen Art der Selbstwahrnehmung und des Selbstbewußtseins ist. Die Freiheit des Subjekts ist ganz wesentlich Freiheit zum Ich; aber dabei wesentlich auch, nicht dies Ich zu sein, und ihm sogar nicht zugänglich zu sein. Das Dynamische, was mit der "performativen Identität" meist mitgemeint ist, ist diese Art Entzug des Subjekts vorm Ich, dass es dieses als etwas erzeugt, was das Subjekt als ganzes unsichtbar und unzugänglich macht. Die Form des Subjekts in seiner Freiheit ist daher wesentlich Vergessen; ihr Wille ist gerade der Ausdruck jener Spontaneität, die uns, wie man verschiedenermaßen sagen kann, von den Musen und Göttern, den Altern oder der Kreativität kommt, aber doch ja, was ja das gemeinsame ausmacht, dagegen dies eine fast unbemerkliche Trennung ist, in allen Fällen von jenem im Subjekte, das ich nicht bin, das durch das Ich-Bild nicht erfasst ist. Wille des Subjekts ist wesentlich auch das, was dem Ich nicht entspricht.
Dagegen ist die Freiheit des Ichs eine sehr andere, nämlich gerade die Ungebundenheit an die andern Altern, sogar, im Falle von Walk-Ins, Introjektionen etc, von diesem System überhaupt; die Freiheit eines autonomen Gehalts als Gedanken. Das Ich, worin sich die Materie des Subjektiven und seine Position gegenüberstellt, und das materielle der Position in eine bloß temporäre Stellung des Ichs als Alter in seiner Frontposition zurückgenommen wird, ermöglicht dieser Materie dann erst eine nicht-materielle, nicht an diese Stellung und Perspektivität gebundene Existenz. Es ist wesentlich auch nicht-gesehenes, aber anders als das Subjekt eben in dem, was mir mehr entspricht als das, was ich faktisch (als Teil des Systems) bin. Es ist die Überbetonung dieses "Ichs", d.h. eines gewissen Bilds, die freischwebende Projektion meiner Phantasie, wer oder welche ich sein kann. Der Wille aber in dieser Freiheit ist nicht so sehr ein bestimmter sich ausdrückender, interner Referenzzusammenhang, wie im Falle natürlicher Teleologie, oder etwas von außen an dies Ich herangetragenes, oder ein Zusammenhang von verdeckter Eigendynamik, sondern es ist gerade umgekehrt eine nach außen gehende Referenz, nach unten und noch oben, sich im subjektiven System, was Wahrnehmung sowohl wie Ausdruck betrifft, eine Stelle und Wahrheit zu verschaffen. Etwas spitz, und vielleicht nicht immer zutreffend, aber doch das wesentliche sagend, könnte man zusammenfassen: die Freiheits des Ichs ist sein Wille zu sein.
Dass das Ich also das Subjekt formen will, aber dieses seine eigne innere Freiheit durch Natur hat, zeigt eine gegenseitige Unterscheidung dieser beiden Arten von Natur, nämlich des Ichs gegenüber dem Objekt, und als Teil des Bewußtseins im subjektiven System als natürliches, Dieses bedeutet, dass auch alle Betrachtung des Selbstbewußtseins in externer Referenziertheit, ob es in psychologischen Untersuchungen seines Ursprungs oder soziologisch-politischen seines Ausdrucks stattfindet, sich dieser Verdopplung bewußt werden muss, und einem Freiheitsbegriff, der das Sein des Ichs überhaupt ausmacht, obgleich das Subjekt wohl auch ohne ihn sein könnte, nicht für eine subjektive Selbstverklärung haltend schlicht verwerfen kann, auch aber nicht eine Freiheit abstrakt postulieren darf, die alles setzt ohne es zu erzeugen. Sondern: die Bezogenheit des Ichs ist eine ins subjektive System hereingehende Beeinflussung durch ein exterritoriales Element eines Verlangens, dass ich an mir selbst nicht verstehe, auf ein mir ebenfalls nicht zugängliches Element des Subjektiven jenseits des Ichs. Es ist die Wirkung dessen, was in mir mehr Ich ist als mich, auf das, was ich eben nicht bin, was mich als mittleres erzeugt, als etwas, was sein will, aber nicht dieser Wille selbst ist, als ein gewissermaßen noch nicht ganz daseiendes Wesen, was seine Wahrheit auch verkünden muss aber an der trivialen Art des schon-da-seins scheitern kann, gerade dann wenn es Erfolg hat. Es ist der dauernde Bezug auf eine Objektivität, von der es kontrolliert wird, eben da es diese selbst erzeugt hat, und sie sogar korrelativ selber ist.
Diese kurzen Bemerkungen, die mit einer Idee des das Subjekt durch sein bloßes Dasein formenden Ichs enden, können die darin enthaltenden Schwierigkeiten nicht ganz darstellen, aber sie können ein Bild der Arten von Untersuchungen vermitteln, die dann entstehen, wenn man die Trennung von Ich und Subjekt ernst nimmt. Ich hoffe auch, dass sie ähnliches, etwa was die Idee der perspektivischen Objektivität und einer ernsthaft philosophischen Interpretation der Relativitätstheorie betrifft, auch für die Trennung von Objekt und Natur hervorrufen könnten.